Ein etwas anderer „Birdstrike“

An den kleinen Flugplätzen – insbesondere an Grasplätzen – ist das Risko für einen Birdstrike, also einen Vogelschag, besonders hoch. Wir teilen uns dort die Natur mit den kleinen, meist gefiederten Fliegern. Meine Arrow ist in Worms stationiert und dieser Flugplatz ist ein Vogelparadies. Wer Störche beobachten möchte, oder Reiher, der sollte ruhig mal vorbei kommen.

Beim Flugtraining in der Wormser Platzrunde letzte Woche war es zwar ruhig auf der Info-Frequenz, dafür aber mehr als lebendig im Endanflug. Einmal kreiste rechts unter mir majestätisch ein Storch und links über mir ein ein zweiter. Beide stellten keine Gefahr für meine Maschine dar, denn offenbar guckten die gut raus beim Fliegen. Sie verlagerten Ihre Kreise in sehr vorhersehbarer Weise und waren natürlich wegen ihrer Größe besonders gut zu sehen. Schwieriger waren die kleinen Jagdflieger. Eine Schwalbe mit wilden Bewegungen – offenbar auf Insektenjagd – fand sich auf einmal mit Kurs auf meinen wirbelnden Propeller wieder. Ein Ausweichen war für mich nicht mehr möglich. Die Schwalbe jedoch drehte sich blitzschnell auf den Rücken und brachte sich mit einem „Split Ass“ im sekrechten Sturzflug aus der Gefahrenzone. Was für ein Flieger!

 

„Birdstrike“! Insekt zerstört Landescheinwerfer…

 

Nach der Landung mußte ich jedoch feststellen, dass es meine Arrow doch erwischt hatte: Das Deckglas des Landescheinwerfers – eingebaut unter der Propellernabe – war zertrümmert. Genau in der Mitte des Scheinwerfers fand sich die Aufschlagstelle eines Insekts. Das hat mich doch verwundert. Kann ein Insekt einen Scheinwerfer zerstören? Das wollte ich genauer wissen und habe nachgerechnet:

Die Anfluggeschwindigkeit meiner Arrow ist 120 MPH (53,6448 m/s) im Gegenanflug und 81 MPH im Endanflug. Eine dicke Hummel wiegt etwa 5 Gramm. Die kinetische Energie der Hummel im Gegenanflug (in Joule) berechnet sich wie folgt (wobei die Masse in kg, die Geschwindigkeit in m/s angegeben wird):

Ekin = ½  m * v2 = ½ * 0,005 * 53,64482  = 7,1944 Joule

Was sagt uns das? Nun, die Zahl wird anschaulich, wenn man die Höhe ausrechnet, aus der ein 300g schwerer Schlosserhammer runterfallen muß, um die selbe kinetische Energie zu haben. Ohne viele Formeln: Der Hammer müßte aus ca. 2,5 Metern Höhe runter fallen, um die Energie einer Hummel im Gegenanflug zu haben. Würden Sie da Ihren Fuß drunter legen? Sicher nicht.

Und nun stellen Sie sich vor, es wäre statt einer Hummel ein Rabe mit 1,2 kg gewesen. Vögel haben beim Zusammenstoß eine enorme Durchschlagskraft. Sie können u.U. sogar einen Propeller zerstören. In Kleinflugzeugen haben Vögel im Reiseflug schon die komplette Frontscheibe zerschlagen. Was kann man also tun?

Beim Start

  • Sitzen Vögel auf der Startbahn oder kreisen Schwärme über der Bahn oder dem Abflugende, verzögern Sie den Start. Vielleicht können Sie über Funk jemanden bitten, die Tiere zu verjagen. Auf Verkehrsflughäfen gibt es spezielle Teams für sowas.
  • Bewegt sich beim Startlauf plötzlich ein Vogelschwarm in ihren Abflugsektor, kann es sicherer sein, den Start abzubrechen, wenn Sie noch genügend Bahn vor sich haben.
  • Nach dem Abheben ist es u.U. möglich, einzelnen Vögeln oder einem Schwarm auszuweichen. Aber besser über die Vögel hinweg fliegen, manche Vögel tauchen gerne bei erkannter Gefahr nach unten weg. Vorsicht beim Ausweichen bei Parallel-Betrieb auf zwei Bahnen. Sie wollen sicher nicht einen Vogel vor dem Prop gegen eine Schleppmaschine austauschen.

Im Reiseflug

  • Immer den Landescheinwerfer anlassen
  • Vermeiden Sie mit hoher Geschwindigkeit im Tiefflug über Teiche oder entlang von Flußläufen zu fliegen
  • Wählen Sie in Zeiten des Vogelzugs lieber eine größere Reiseflughöhe
  • Rausgucken hilft auch gegen Vogelschlag

Im Anflug

  • Ausweichen, wenn möglich, dabei aber nicht zu tief kommen und möglichst nicht übermäßig die Leistung erhöhen
  • Bei Vogelschwärmen: Durchstarten nur, wenn Sie so SICHER von dem Schwarm wegbleiben können. Sind sie bereits mittendrin, erhöht die volle Leistung des Motors beim Durchstarten die möglichen Schäden bis hin zum Triebwerksausfall (Propellerversagen). Außerdem könnten Sie sich bei einem späterem Motorausfall in einer unlandbaren Situation wieder finden.