Mit dem A380 fliege ich gerne nach Hong Kong. Ich mag die quirlige Stadt und den bei tropischem Wetter nicht immer einfachen Anflug. Diesmal war alles sehr unkompliziert. Der Flughafen meldete aufgelockerte Bewölkung, leichten Westwind und eine Temperatur von 33 Grad Celsius.
Für unsere Passagiere und natürlich auch für uns im Cockpit erhoffte ich eine gute Sicht auf die Stadt während unserer „Platzrunde“, die Stadt versteckte sich allerdings unter wattigen Quellwolken vor unseren Blicken. Nach dem Passieren einiger Gewitter über China machte ich eine letzte Ansage an unsere Passagiere über Macau, weil diese Stadt auf der linken Seite sehr gut zu sehen war. Danach waren wir gut mit dem Anflug beschäftigt. Wir, das war ich im linken Pilotensitz als Kapitän, unser Copilot im rechten Sitz und unsere „Senior First Officer“ auf dem Jumpseat.
Der Anflug begann bei SIERA, dem IAF (Initial Approach Fix), gleich mit der Anweisung auf die minimum clean speed (die Mindesgeschwindigkeit ohne Landeklappen) zu reduzieren, das war bei unserem Landegewicht von etwa 389 Tonnen 213 Knoten. Außerdem sollten wir bei CANTO in die Warteschleife einfliegen. Es würde nur eine kurze Verzögerung werden, 10 Minuten wurden uns angekündigt. Kein Problem. In CANTO wird man auch bei bestem Wetter ab und zu kurz ins holding geschickt, um die Anflug-Sequenz stabil zu sortieren. Danach werden alle Maschinen wie auf einer Perlenschnur hintereinander auf den Endanflug geführt.
Bei unserem Anflug auf die Bahn 25R konnte ich zwei kurze Schnappschüsse aus dem Cockpit machen. Normalerweise fotografiere ich nicht im An- oder Abflug. Aber ich habe dennoch mein iPhone immer griffbereit im Cockpit liegen, denn manchmal mache ich Fotos von ungewöhnlichen Fehlermeldungen oder Anzeigen auf unseren Cockpit-Bildschirmen. Hier also die zwei Fotos:
Dieses Bild zeigt Lamma Island, eine wunderschöne, grüne, tropische Insel vor Hong Kong. Lamma Island sollte auf dieser Hong Kong Tour mein Ziel sein. Denn ich hatte meine Frau dabei und wir wollten eine Wanderung dort machen. Lamma Island ist die drittgrößte Insel in Hong Kong und sehr wichtig für das Leben hier. Auf der Insel liegt die Lamma Island Power Station, ein Kohlekraftwerk mit 3,7 Gigawatt installiererte Leistung, eines von den drei großen Kraftwerken dieser Art, ohne die in in Hong Kong nicht nur die Lichter, sondern auch die Klimaanlagen ausgehen würden. Ein einziges modernes Windkraftwerk ist auch auf der Insel, es ist das einzige, das ich bisher in Hong Kong gesehen habe.
Unsere letzten Kurven vor dem Endanflug auf den „neuen“ Flughafen Chep Lap Kok in Hong Kong.
Wie gesagt, die Stadt selbst verbarg sich unter Cumulus Wolken. Ich konnte nur ganz kurz den Sha Tin District sehen und fotografieren:
Der Sha Tin District ist ein Komglomerat aus Trabantenstädten, die seit den 1970er Jahren zu beiden Seiten des ehemaligen Shing-Mun Flusses entstanden sind. Um die Städte bauen zu können wurde der Fluss in einen neuen, bequemen 200 Meter breiten Kanal umgebettet. Landschaftsgestaltung in ganz goßem Stil (Der Fluss, und wahrscheinlich andere auch wurden dazu nicht gefragt).
Das nächste Foto habe ich von dem blauen Punkt auf der Karte aus aufgenommen, es ist ein Blick von Wan Chai auf Hong Kong Island aus Richtung Norden zur Halbinsel Kowloon hinüber:
Mein Aufenthalt in Hong Kong erscheint mir jedesmal zu kurz, so vielfältig und schön sind die Eindrücke. Dennoch freue ich mich immer wieder auf den Rückflug mit dem Airbus A380. Ein wunderbares Flugzeug für seine Piloten und auch für die Passagiere…
Zu guter Letzt noch ein Eindruck von Lamma Island. Ein Blick in die Bucht von Sok Kwu Wan, einem Fischerort mit Fähr-Terminal und vielen Fischrestaurants, aufgenommen bei unserer Wanderung über die Insel.