Wasser bedeckt 71% der Erdoberfläche und ist auf meinen Flugreisen ständiges Thema. Manche fragen mich, ob ich denn keine Angst hätte, mit einem einmotorigen Flugzeug über Wasser und sogar über das Meer zu fliegen. Die Antwort ist ein klares „Nein“. Ein Flugzeug weiß nicht, dass es über dem Meer fliegt. Das Risiko eines Motorausfalls ist über Land genauso groß.
Ist es denn gesünder, einen Motorausfall über dem Land zu haben? Jeder, der schon mal über einem schroffen Gebirge ohne Landemöglichkeit geflogen ist, oder über das Häusermeer einer Großstadt hinweg gestartet ist, wird mir zustimmen, einen Motorausfall kann man nirgendwo so richtig gebrauchen.
Um also beim Fliegen das Leben zu verlängern, sollte man nicht beim Gelände, über dem man fliegen will anfangen, sondern beim Flugzeug. Ein hervorragender Wartungszustand, vorschriftsmäßige Bedienung, ausreichend Öl und umsichtige Treibstoffplanung sind notwendig dafür, das Flugzeug immer sicher auf dem richtigen Gelände herunter zu bringen: auf einer Landebahn.
Interessant ist, dass auch der Gesetzgeber einer Art irrationalen „Wasserangst“ verfallen ist. So sind für einmotorige Flugzeuge zwar bei Flügen über Wasser Schwimmwesten – und unter bestimmten Bedingungen auch ein Rettungsfloß – vorgeschrieben, bei Flügen über Land dagegen weder Dreipunktgurte, Kopfstützen oder Airbags.
Egal, ich bin auch nicht der beste Schwimmer. Und da in unseren nördlichen Meeren die Wassertemperatur ziemlich frisch ist, habe ich bei allen Flügen über Wasser mehr Notausrüstung dabei, als vorgeschrieben:
– 2 Schwimmwesten
– 4-Personen Rettungsfloß mit Dach
– 2 Personal Locator Beacon (PLB)
Ein PLB ist ein Notsender, der über Satellit nicht nur ein anpeilbares Notsignal abstrahlt, sondern auch gleichzeitig die GPS Position automatisch mit an den Satelliten übermittelt. Mein PLB ist direkt an der Schwimmweste – und somit am Körper – befestigt.
Die Überlebenschanchen einer Notwasserung sind übrigens gar nicht so schlecht. Hauptsache, die Küstenwache fischt einen schnell genug aus dem Teich…
Sligo, eine meiner geplanten „Tankstellen“ für meine Tour nach Irland ist übrigens die Basis für einen Sikorsky S-92 Helikopter der irischen Küstenwache. Die holen alles aus dem Meer, was da nicht reingehört:
Sligo Airport – Irish Coast Guard
Flüge über dem Meer sind bei niedriger Wolkendecke ungleich sicherer als Flüge über Land: Es gibt keine Sendemasten, Hochspannungsleitungen oder Berge, mit denen man kollidieren könnte. Oft herrschen vor der Küste selbst unter tiefen Wolken sehr gute Sichtflugbedingungen, so dass die Navigation entlang der Küsten und von Insel zu Insel einfach ist – alles bei spektakulären Ausblicken. Schiffe, Bohrtürme oder Offshore-Windparks sind dann kilometerweit zu sehen. Ledig bei schlechter Sicht ist der Flug durch die Wolken in grösseren Höhen die sicherere Alternative.